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Meldung ZEIT-Online Fracking in Europa vom 11. Juni 2013

Internationale Energieagentur
Europas vergebliche Hoffnung auf Fracking

 
Die Internationale Energieagentur glaubt nicht an einen Fracking-Boom in Europa. Sie rät zum stärkeren Energiesparen. Auch Deutschland tue nicht genug.

In den USA wirbelt Fracking zurzeit die Energiemärkte durcheinander; innerhalb kürzester Zeit wandelt sich das Land vom Energieimporteur zum Exporteur. Wer aber hofft, dass die neue Technologie Europa ähnlich gute Aussichten beschert, erliegt einer Illusion. Das sagt Fatih Birol, der Chefökonom der Internationalen Energieagentur IEA.  

Es sei "ausgesprochen optimistisch", bis zum Jahr 2022 in Europa "eine größere Menge Schiefergas" fördern zu wollen, sagte Birol im Gespräch mit ZEIT ONLINE. Selbst eine entschiedene Unterstützung der neuen Technologie durch die Politik könne daran nichts ändern, denn die technischen und regulatorischen Hürden seien einfach zu hoch. Zudem gebe es in Europa, im Unterschied zu den USA oder Australien, bislang kaum verlässliches Datenmaterial. "Europa sollte nicht erwarten, dass die Schiefergasproduktion ein Gamechanger wie in den USA wird", sagt Birol deshalb.

Damit widerspricht die IEA klar den Einschätzungen von Gaskonzernen wie Wintershall oder Exxon Mobil, die in Europa und Deutschland gerne Fracking in großem Maßstab betreiben möchten. Sie vermuten große Mengen im Gestein. Doch Birol sagt: "Wir können hier in Europa nicht eine neue Energiequelle erschließen." Stattdessen rät er, das Energiesparen zu forcieren, um sich unabhängiger von Energieimporten zu machen und die CO2-Bilanz zu verbessern. "Energieeffizienzmaßnahmen sind schnelle Einsparungen, die nicht das Wirtschaftswachstum behindern."

Das Klimaschutzpotenzial, das die IEA durch Energiesparen sieht, ist enorm. Das zeigt der Report Redrawing the energy map, den Birol am Dienstag in Berlin präsentierte. Darin schlagen die Energieexperten vier Maßnahmen vor, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen – auch wenn immer mehr Fachleute das inzwischen für unrealistisch halten. Die IEA, sicherlich keine Kampforganisation für Erneuerbare, sondern ein Kind der Ölkonzerne, hält das Ziel dagegen für erreichbar. Sie schätzt, dass sich mit den vier Vorschlägen weltweit rund 3,1 Gigatonnen CO2 bis 2020 einsparen lassen. Damit ließe sich das Zwei-Grad-Ziel gerade noch schaffen. 

Energiesparen soll den Löwenanteil an CO2 einsparen

Fast die Hälfte der CO2-Reduzierung, also 1,5 Gigatonnen CO2 weltweit, will die IEA durch Energiesparen schaffen. Eine gigantische Menge, die fast den CO2-Emissionen Russlands entspricht.

Für Berlin ist die Forderung nach einer engagierteren Effizienzpolitik allerdings pikant: Deutschland kann sich wegen des ewigen Streits zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium seit Jahren nicht auf eine eindeutige und engagierte Energiesparpolitik einigen. Sogar die Vorgaben der EU könnte Deutschland reißen, ausgerechnet das Land, das sich selbst gern als Vorreiter in der Energiepolitik positioniert. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die EU-Kommission offenbar nicht alle Vorschläge akzeptieren will, die Berlin als Energieeffizienzmaßnahmen nach Brüssel gemeldet hat. 

"Gerade die Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie ist wichtig", mahnt Birol. Die Richtlinien aus Brüssel dürften nicht ungelesen im Bücherregal einstauben. "Deutschland sollte sich noch stärker engagieren. Sonst droht der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit."

Die Energiewende der IEA

Die weiteren Vorschläge der Energiefachleute sind ebenfalls radikal: Die IEA fordert ein weltweites Aus für Kohlekraftwerke mit einem geringen Wirkungsgrad. Daneben will sie strenge Methan-Grenzwerte für Öl-und Gaskonzerne einführen und die klimaschädigenden Subventionen für fossile Energieträger beenden. Es sind allesamt regulatorische Eingriffe, die dafür sorgen sollen, dass die Erneuerbaren konkurrenzfähig werden. Denn solange es günstiger ist, subventionierte, fossile Energieträger zu verfeuern, lohnen sich Investments in Klimaschutzmaßnahmen nicht.

Birol betonte, dass die EU einen weiteren Anlauf nehmen sollte, um den Handel mit Verschmutzungsrechten wiederzubeleben. Zurzeit werden diese auf Ramschniveau gehandelt, weil einfach zu viele Papiere im Markt sind. Ein Rettungsversuch im EU-Parlament war erst kürzlich gescheitert. "Ich hoffe, dass die Mitgliedsstaaten einen neuen Anlauf starten, um den CO2-Handel in der EU wiederzubeleben." Auch das ist eine Aufforderung an die deutsche Regierung. 

Das Vier-Punkte-Programm zeigt auch, dass die IEA ebenfalls eine Energiewende hingelegt hat: Atomkraft, vor Jahren noch von der IEA als ein wichtiger Pfeiler im internationalen Klimaschutz beworben, spielt inzwischen nur noch eine Nebenrolle.

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