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Erhöhtes Krebsrisiko in unserem Lebensbereich – oder:
Je näher man zu einem Atomkraftwerk wohnt, steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken
In Deutschland gibt es einen Zusammenhang zwischen der Nähe der Wohnung zu einem Atomkraftwerk und der Häufigkeit, an Krebs zu erkranken. Die so genannte KiKK-Studie (Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken) zeigt auf, dass das Risiko, an Krebs zu erkranken signifikant zunimmt, je näher man an einem Atomkraftwerk wohnt. Das ahnte man schon immer. Der Unterschied: Jetzt ist diese Annahme wissenschaftlich belegt und untermauert.
Vielen dürfte bekannt sein, dass in der Nähe des Atomkraftwerkes Krümmel eine unerwartet auffällige Anzahl von Kindern an Leukämie erkrankte. Die vom Bundesamt für Strahlenschutz in Auftrag gegebene KiKK-Studie kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass für in der bis fünf Jahre im Umkreis deutscher Atomkraftwerke ein mehr als doppelt so hohes Risiko besteht, an Leukämie zu erkranken. Das Risiko steigt mit zunehmender Wohnortnähe zum AKW und ist noch in einem umkreis von 50 km erhöht. Demnach könnte die Gefahr, an Leukämie zu erkranken, für Kinder bis zum Alter von neun Jahren in der Nähe von Nuklearanlagen um 21 bis 25 Prozent erhöht sein.
Für diese Untersuchung hat man sich der Methode des „Clusters" bedient. Im groben läuft das wie folgt ab: Ärzte melden Krebsfälle, die in einem sog. Krebsregister (Einrichtungen zur Erfassung, Speicherung und Interpretation von Informationen zu Krebserkrankungen und davon betroffenen Personen) festgehalten werden. So hat man gebietsweise Häufungen von Krebsfällen festgestellt. Dabei kam heraus, dass es um Kernkraftwerke herum eine hohe Anzahl von Krebserkrankungen in der Bevölkerung gibt. Da die Anzahl der Krebserkrankungen (Leukämiefälle in der Elbmarsch) um das Atomkraftwerk Krümmel herum sehr hoch ist und somit den Gesamtdurchschnittswert in allen Regionen um die 16 anderen Atomkraftwerke erhöht, hat man in einer zweiten Studie die Werte von Krümmel herausgerechnet. Aber auch ohne Krümmel zeigt diese zweite Studie deutlich auf, dass folgende Schlussfolgerung aus dieser wissenschaftlichen, statistischen Untersuchung zu ziehen ist: Je näher man zu einem Atomkraftwerk lebt und wohnt, steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken.
Im AKW-Normalbetrieb entweicht durch die Abluft Radioaktivität, die sich entsprechend der Windrichtung und Windstärke in der Umgebung des Atommilers verteilt.
Verblüffend: Hamburg wurde in diese Studie nicht einbezogen, obwohl die Hansestadt völlig im 50-km-Radius um das Atomkraftwerk Krümmel liegt. Man nimmt an, dass die Krebsstatistikwerte wegen der hohen Bevölkerungsdichte zu hoch ausgefallen wären und jeden Durchschnittswert deutlich erhöht hätten; angeblich gab es in Hamburger Gebieten keine Krebsregister.
Der Pannenreaktor Krümmel ist ein Beleg für den Irrsinn der Atomkraft. Er muss deshalb umgehend stillgelegt werden. Also gilt es, sich von dieser Technologie, wie beschlossen, zu verabschieden und nicht ständig über ihre Renaissance zu debattieren.
Die Diskussion kontroverser wissenschaftlicher Meinungen ist wichtig. Falsch ist es jedoch, politische Entscheidungen so lange zu verzögern, bis der letzte Wissenschaftler zugestimmt hat. Sonst gilt, was der Entertainer und Schauspieler Sir Peter Ustinov einst sagte: „In dem Augenblick, in dem die Welt untergeht, wird es Experten geben, die sagen, dass dies nicht möglich ist."
Wer angesichts der aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse noch von Zufall spricht, der macht sich lächerlich.
Nicht die KiKK-Studie muss überprüft werden, sondern die derzeit gültigen Strahlenschutz-Grenzwerte.
Grenzwerte
Grenzwerte sind trügerisch; sie werden zwischen Politikern und Verursachern (Industrie) nach der technischen Machbarkeit ausgehandelt. Deshalb sind viele Grenzwerte oftmals zu hoch angesetzt; Wissenschaftler würden andere Grenzwerte bestimmen. Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Bei jeder Schnellabschaltung wird eine 50-fach erhöhte Radioaktivität freigesetzt; wenn ein Atomkraftwerk nach einem Abschalten wieder hochgefahren wird, gibt es auf jeden Fall wiederum kurzfristig eine erhöhte Strahlenbelastung, das ist unstrittig. Da dies so ist, wird vor der Wiederinbetriebnahme der Anlage die Genehmigung eines erhöhten Grenzwertes beantragt. Die zuständige Behörde, das Bundesamtes für Strahlenschutz, genehmigt diesen Antrag „natürlich" - nicht im Sinne von Natur, sondern eher von selbstverständlich.
Die Grenzwerte werden also je nach Bedarf hinauf- und herabgesetzt.
Und: Die Grenzwerte für radioaktive Strahlung sind für 70 kg schwere Erwachsene festgelegt worden, nicht für Kinder.
Atomausstieg jetzt vollziehen
Die letzten Störfälle in Brunsbüttel und Krümmel haben einmal mehr aufgezeigt, dass Atomkraft eine nicht zu kontrollierende Risikotechnologie ist. Und diese beiden Atom-Kraftwerke vor den Toren Hamburgs sind besonders unsicher. Sie belegen Platz 1 (Krümmel) und 3 (Brunsbüttel) der Störfallstatistik aller 17 deutschen Atomkraftwerke. Das Kernkraftwerk Krümmel ist ein Gefahrenpotential für die gesamte Region, Börnsen eingenommen.
Dies ist kein Horrorszenario, sondern Realität. Seit dem Brand eines Transformators am 28. Juni 2007 steht die Anlage still.
Am 4. Februar 2008 brannte es erneut auf dem Werksgelände des Atomkraftwerkes Krümmel, diesmal war es ein Schwelbrand in der Lüftungsanlage..
Zusätzlich sind erneut Mängel festgestellt worden. Der Betreiber Vattenfall teilte unlängst mit, dass bei einer Überprüfung des Atomkraftwerks weitere Risse an zwei Armaturen gefunden worden seien. Die Schäden seien an Teilen, die zum Reaktorwasserreinigungssystem und zum Nachkühlsystem gehören, entdeckt worden. Im Februar 2008 waren bereits 14 Risse in Rohrleitungen und einer Armatur der Anlage aufgefallen. Ferner sind Materialfehler an Entlüftungsstutzen, Steuerleitungen von Entlastungsventilen, Zeitüberwachungsbauteilen sowie Kühlwasserpumpen festgestellt worden. Das Atomkraftwerk Krümmel wird allmählich zum Vabanquespiel.
Dass man zudem falsche Dübel im Atomkraftwerk Krümmel verwendet hat, ist bei einer derart teuren und mit dem entsprechenden Gefahrenpotential ausgestatteten Anlage eine unverschämte Gleichgültigkeit. „Wer zu blöde ist, die richtigen Dübel in die Wand zu stecken, darf auch kein Atomkraftwerk betreiben" (Renate Künast, Mitglied des Bundestages von Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionsvorsitzende). Wann Krümmel wieder in Betrieb genommen werden kann, ist derzeit noch unklar. Aber nicht nur ein GAU (größter anzunehmender Unfall), sondern die Dauerbestrahlung muss uns besorgen.
Das Atomkraftwerk Krümmel darf nicht wieder ans Netz. Es muss auch nicht wieder ans Netz, denn es gibt inzwischen andere Möglichkeiten des Strombezugs. Obwohl das Atomkraftwerk Krümmel seit geraumer Zeit nicht am Netz ist, ist die Stromversorgung nicht gefährdet.
Kein Endlager ist sicher
Die verbrauchten Brennelemente geben hohe radioaktive Strahlung und Hitze ab. In Neckarwestheim fallen pro Jahr etwa 100 Stück davon als atomarer Abfall an. Jedes Brennelement ist circa drei bis vier Meter lang und enthält Hunderte von Brennstäben, welche mit den eigentlichen Kernbrennstofftabletten gefüllt sind. Unklar ist der langfristige Verbleib der verbrauchten Brennelemente, weil es in Deutschland kein Endlager für hochradioaktive Abfälle gibt.
Ein Endlager muss mehrere tausend Jahre den strahlenden Abfall sicher von der Umwelt abschotten. Der Salzstock Gorleben ist bisher nur ein „Erkundungsbergwerk". Dort haben sich Wassereinbrüche ereignet, die gezeigt haben, dass der Standort für ein Endlager ungeeignet ist. In den Reaktoren wird ohne Rücksicht hierauf weiterhin Atommüll produziert. Nach dem derzeit gültigen Atomgesetz soll dieser Strahlenabfall an den Kraftwerksstandorten zwischengelagert werden. Das bedeutet: Wird es kein Endlager geben, werden diese „Zwischenlager" - auch das in Krümmel - zum realen Endlager werden. Im Zwischenlager, das an das Atomkraftwerk Krümmel seit 2006 angegliedert ist, entweicht ungefiltert Radioaktivität durch die Abluft der zu kühlenden Castorbehälter. Hier werden die Castorbehälter bis 2040 gelagert. Die Anzahl der Castorbehälter steigt mit der Laufzeit der Atomkraftwerke an. Das Atomkraftwerk Krümmel soll voraussichtlich eine Restlaufzeit bis 2017 haben. Bis dahin wären 80 Castorbehälter eingelagert.
Standort-Zwischenlager
Künftig soll der Atommüll beider Neckarwestheimer Reaktoren in einem unterirdischen aus zwei Stollen bestehenden Lager aufbewahrt werden. Dort wird er in CASTOR-Behältern gelagert. Im Inneren eines CASTOR-Behälters herrschen Temperaturen von 300 bis 400°C. Die Lagerung ist für vierzig Jahre genehmigt worden. Erfahrungen mit der Dichtheit solcher Behälter über vierzig Jahre liegen aber noch nicht vor. Radioaktives Material aus undichten CASTORen und aus außen anhaftenden Kleinstpartikeln kann über den Abluftschornstein des Zwischenlagers ungefiltert austreten und Krebs auslösen. Außerdem ist der Untergrund von Hohlräumen durchsetzt: Bricht ein Stollen zusammen, ist die Wärmeabfuhr nicht mehr gewährleistet. Atommüll kann nicht sicher aufbewahrt werden. Deshalb ist es besser, wenn er gar nicht erst entsteht und die Atomkraftwerke sofort abgeschaltet werden.
Ein gefährliches Zerfallsprodukt des Urans ist das Edelgas Radon, das sich unsichtbar und geruchlos von den Aufbereitungsanlagen und den Halden und Mülldeponien entweicht. In ungenügend ventilierten Räumen oberhalb dieser Anlagen/Orte könnte sich dieses Radon ansammeln und bei einer langen Aussetzung zu einem deutlich erhöhten Lungenkrebsrisiko führen.
Atommüll lagert in Krümmel
Nach dem derzeit gültigen Atomgesetz muss Atommüll im Sinne des Verursacherprinzips an den Kraftwerksstandorten zwischengelagert werden. Auch in Krümmel musste ein Zwischenlager eingerichtet werden. Der Atommüll verbleibt dort oberirdisch in Kastoren. Das ist vielen Bürgern in unserer Region noch unbekannt.
Sollte es kein Endlager in Deutschland geben, müssten diese Zwischenlager, also auch das in Krümmel, zum realen Endlager ausgebaut werden.
Wir haben eine Verantwortung gegenüber kommenden Generationen
Die bei der Erzeugung von Atomstrom entstehenden radioaktiven Spaltprodukte bleiben über Jahrtausende wirksam und für die Menschen lebensgefährlich. Einer dieser künstlich geschaffenen Stoffe ist Plutonium. Es verliert erst in 24 000 Jahren die Hälfte seiner hochgefährlichen Strahlung.
Den Atommüll, der bisher angefallen ist, können wir nicht mehr aus der Welt schaffen. Die Produktion von weiterem Atommüll ist jedoch angesichts der Risiken unverantwortlich gegenüber kommenden Generationen, die gezwungen sind, den lebensgefährlichen Müll weiter zu überwachen.
Atomkraft ist ersetzbar - eine andere Energieversorgung ist möglich
Elektrischer Strom kann auch anders erzeugt werden: Viele kleine Anlagen sind besser als wenige Großkraftwerke. Zu diesen Kleinproduzenten gehören etwa Wasserkraftwerke, Windkraftanlagen und Photovoltaik. Allein solche erneuerbaren Energien sorgen jetzt schon für 8 % der Stromproduktion in Deutschland. Hinzu kommen - besonders wichtig - dezentrale Kraft-Wärmekopplungsanlagen, die mit einem hohen Wirkungsgrad gleichzeitig Strom und Wärme bereitstellen können. Außerdem muss nicht die ganze Kapazität der Atomkraftwerke ersetzt werden:
Sehr viel Energie kann eingespart werden durch Energiesparmaßnahmen im eigenen Haushalt; Ansatzpunkte hierfür sind energiesparende Geräte und Glühlampen, der Verzicht auf Wärmeerzeugung mit Strom sowie die Vermeidung von Stand-By-Schaltungen.
Ist Atomkraft eine CO2-freie Energie?
Alpha-, Beta- und Gammastrahlen kann man nicht sehen, hören oder schmecken. Ist deswegen die Atomenergie eine saubere Methode?
Wir müssen endlich aufhören, den Unfug zu glauben, Atomkraftwerke seien saubere Energieträger. Selbst beim CO2-Ausstoß stimmt dies nicht.
Betrachten wir einmal den Weg vom Uranerz bis zur Steckdose, dann stellen wir fest, dass die Gewinnung des Rohmaterials für die Atomenergie, Uran, mit sehr viel Aufwand und CO2-Ausstoß betrieben wird. Allein schon der Transport von Übersee zu den Atomkraftwerken, geschweige denn die Gewinnung im Bergbau mit dem Zerkleinern und Zermahlen der Felsbrocken setzt eine große Menge an CO2 frei.
Ist Atomstrom günstig?
Wenn alle Aufwendungen für Forschungssubventionen seit den fünfziger Jahren, Rohstoffgewinnung, Bau und Absicherung der Atomkraftwerke, Folgekosten durch Strahlenschäden, Entsorgung des Atommülls und die zu-künftigen Kosten der Bewachung und Lagerung in den nächsten Jahrtausenden sich direkt auf den Verbraucherpreis auswirken würden, dann wäre der Atomstrom finanziell indiskutabel.
Der Kilowattstundenpreis, den der Verbraucher zurzeit zahlt, deckt nur einen kleinen Tell dieser Kosten ab. Allein ein ausreichender Versicherungsschutz gegen die Schäden eines großen Störfalls würde (nach einer Studie von Prognos Basel) eine Verteuerung der Kilowattstunde um 51 Cent bedeuten.
Außerdem: Die deutschen Energieversorger haben dreißig bis vierzig Milliarden EURO steuerbegünstigt für den Rückbau von Atomkraftwerken angesammelt. Sie können mit diesem Geld z.B. andere Unternehmen aufkaufen und müssen sich nicht teuer auf dem Kapitalmarkt refinanzieren. Dies ist eine versteckte Subvention der Atombranche.
Ferner: Nähmen wir einmal an - so rein theoretisch -, wir Menschen hätten nicht weltweit all die vielen tausend Milliarden Euro, Dollar, Yen oder Rubel für die Erforschung, den Bau der Atomkraftwerke und die Gewinnung der Atomenergie bereitgestellt, sondern das Geld von vornherein in die Erforschung regenerativer Energien investiert, wäre die Welt nicht eine bessere und wie viele Menschen könnten noch leben?
Uranabbau
Der Rohstoff für Brennelemente in Atomkraftwerken ist Uran. Uranvorkommen existieren beinahe überall: In Böden, in Gestein, in Seen und Flüssen und im Meer. Doch oftmals ist die Konzentration der Vorkommen so klein, dass sich ein Abbau nicht lohnen würde.
Als Uranabbau wird der Abbau von Uranerz aus der Erde bezeichnet. Er findet im großen Stil in Australien, z.B. Ranger-Uran-Mine, Südafrika oder Kanada statt. Rund 70% der bekannten weltweiten Uranvorräte finden sich auf indigenem Land, d.h. auf dem Land der Ureinwohner wie Aborigines oder Native Americans.
Überall dort, wo Uran gewonnen wird, besonders in Kanada oder Australien, sind kranke Menschen und verstrahlte Landschaften die Folge.
Aus dem ehemaligen Uranabbaugebiet in Ostthüringen/Sachsen sind Zahlen bekannt: Circa zwanzig Schlammteiche mit 168 Millionen Tonnen Inhalt und insgesamt 1000 Millionen Tonnen strahlende und chemisch giftige Rückstände auf den Halden. Allein zwischen 1952 und 1989 wurde bei 5100 Arbeiterinnen Lungenkrebs als Berufskrankheit anerkannt.
Um den Jahresbedarf an Kernbrennstoff für einen Reaktor wie Neckarwestheim II sicherzustellen, fallen ca. 400 000 Tonnen strahlender Abraum, radioaktive Schlämme und Abfälle an.
Abtrennung des Urans
Testbohrungen und Uranabbau bilden den Beginn der Uranwirtschaft. Über mehrere Verarbeitungsstufen über die Aufbereitung zu Yellow Cake, dann die chemische Umwandlung zu Uranhexafluorid und Uran-Anreicherung, entstehen Brennelemente für Atomkraftwerke.
Das im Erz vorhandene Uran wird durch physikalische und chemische Verfahren vom übrigen Gestein getrennt, der Fachmann sagt: „aufgeschlossen". Dazu wird das Erz zerkleinert, gebrochen, fein gemahlen und das Uran herausgelöst bzw. ausgelaugt. Dies geschieht mit Säure oder Lauge unter Hinzufügung eines Oxidationsmittels, um das Uran vom sehr schlecht löslichen chemisch 4-wertigen Zustand in die gut lösliche 6-wertige Form zu überführen. Auf diese Weise lassen sich bis zu 90 Prozent des im Erz befindlichen Urans gewinnen.
Abbaumethoden
Die drei häufigsten Uranabbau-Arten sind der offene Abbau an der Oberfläche, auch Tagebau genannt, der unterirdische Tiefbau und der Abbau mittels einer chemischen Lösung, die In-situ-Methode. Die anzuwendende Abbaumethode wird durch die während der Explorationsphase gewonnenen Erkenntnisse über die Art des Erzkörpers, besonders dessen Lage und Tiefe, sowie weiterer Faktoren bestimmt. Die entscheidende Einflussgröße ist dabei oft das Erz-/Abräumverhältnis. Wird die Menge der abzuräumenden Deckschichten zu groß, muss die Erzgewinnung im unterirdischen Abbau (Tiefbau) erfolgen.
Tagebau
Beim Tagebau wird das Uranerz von der Erdoberfläche aus abgebaut. Dazu muss zuerst das Deckgebirge abgeräumt werden. Der Abbau des freigelegten Erzes erfolgt in Schichten von zwei bis vier Metern Mächtigkeit.
Ein Problem des Urantagebaus sind die großen Mengen an schwachradioaktiven Rückständen, die sog. Tailings, die nach der Abtrennung des Urans als Abfall übrig bleiben und auf Halden gelagert werden. Diese Rückstände enthalten noch rund 85 % der ursprünglich im Gestein vorhandenen Aktivität. Dabei können radioaktiver Staub und hochgiftiges Radon-Gas in die Luft gelangen.
Die riesigen strahlenden Abfallberge stellen für die Bergbaubetreiber denn auch die größte Herausforderung dar. Eine möglichst ökologische Lagerung ist für die Betreiber mit enormen Kosten verbunden.
Ein weiteres Problem sind die großen Gruben, die beim Tagebau in die Erde gegraben werden. Diese müssen nach Beendigung der Bergbauaktivitäten rekultiviert werden.
Unterirdischer Abbau
Der unterirdische Abbau wird vor allem dann angewandt, wenn die Uranerzvorkommen tiefer in der Erde liegen oder die Situation an der Oberfläche z.B. bedingt durch geomorphologische Auswirkungen oder Bebauung dies erfordert. Im Allgemeinen wird ab einer Tiefe von ca. 120 Metern der unterirdische Abbau dem Tagebau vorgezogen.
Grundsätzlich stellt beim Untertagebergbau das in die Grubengebäude einsickernde Grundwasser oft ein großes Problem dar. Es muss kostenintensiv herausgepumpt und ggf. gereinigt werden. Allerdings kann es manchmal auch für die nahe gelegenen Uranmühlen oder als Brauchwasser verwendet werden. Weiterhin bedarf der unterirdische Abbau spezieller Vorsichtsmaßnahmen. Beispielsweise muss eine gute Durchlüftung gewährleistet werden, um die Bergleute sowohl vor dem gefährlichen Radon-Gas als auch vor radioaktivem Staub zu schützen. Erfolgt der Abbau in sehr großer Tiefe kann die erhöhte Umgebungstemperatur eine zusätzliche Kühlung erfordern.
In-situ-Methode
Die In-situ-Methode wird bei Erzen mit geringem Urangehalt angewandt. Hierbei werden zwei Schächte bis zu einer Tiefe von 240 Metern gegraben. Durch einen Schacht wird dem Grundwasser eine chemische Lösung beigegeben, welche das dortige Uran vom Gestein löst, durch den anderen Schacht wird das so kontaminierte Wasser herausgepumpt. Bei der Bohrung der beiden Löcher muss die Fließrichtung des Grundwassers berücksichtigt werden. Dieses wird nämlich benötigt, um das gelöste Uran von dem Schacht, in dem die chemische Lösung beigegeben wurde, zum zweiten Schacht fließen zu lassen. Dies ist auch der Grund, weshalb ein solcher Abbau nur in einigen wenigen Gebieten möglich ist. Es kann nicht garantiert werden, dass das gesamte kontaminierte Grundwasser ausgepumpt wird. Deshalb darf ein solcher Abbau weder in der Nähe von Siedlungen noch in Gebieten, wo die geologischen Bedingungen das Grundwasser rasch versickern lassen, betrieben werden.
Atomkraftwerke und ihre Risiken
Es ist nicht zu vermeiden, dass aus einer solch komplexen Anlage, wie sie ein Atomkraftwerk darstellt, kleinste radioaktive Teilchen durch Abluft und Abwasser austreten. Schon ein einziger Partikel kann - eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen - Krebs auslösen. Auch wenn Grenzwerte für die so genannte Gammastrahlung eingehalten werden, besteht diese Gefahr trotzdem. Bei der Gewinnung von Atomstrom entsteht Plutonium, einer der giftigsten Stoffe der Welt. Schon die Einwirkung weniger Millionstel Gramm Plutonium führt zu tödlichen Strahlenschäden.
Eine atomare Katastrophe wie in Tschernobyl mit unzähligen Toten und Strahlengeschädigten kann auch hierzulande nie ausgeschlossen werden. Auch westliche Reaktoren sind gefährdet, wie der Vorfall im amerikanischen Harrisburg am 28. März 1979 zeigt, bei dem der Kern teilweise schmolz und erhebliche Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden. Bei einem GAU in Neckarwestheim müssten 42000 Menschen (Bewohner im Umkreis von 7,5 km um Neckarwesthelm), innerhalb kurzer Zeit evakuiert werden. Diese Region wäre unbewohnbar. Nach der offiziellen „Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke" ist (ausgehend von 17 deutschen Kernkraftwerken und durchschnittlich 30 Betriebsjahren) allein aufgrund technischen Versagens mit einer Wahrscheinlichkeit von 2% mit einem Super-GAU in Deutschland zu rechnen.
Solch ein Großunfall mit der Ursache: Menschliches Versagen, konnte im Dezember 1987 im hessischen Biblis (Block A) nur knapp vermieden werden. Obwohl ein wichtiges Ventil offen stand und dies durch eine Kontrollleuchte angezeigt wurde, wurde dies von der Bedienmannschaft mehrere Stunden lang ignoriert. Anstatt den Reaktor abzuschalten, öffneten die Leitstandfahrer dann ein weiteres Ventil, um das Hauptventil zu schließen. Folge: Über 100 Liter radioaktives Kühlwasser strömten aus und eine Katastrophe wurde nur knapp vermieden.
Biblis A gehört wie Neckarwestheim 1 zur zweiten Generation deutscher Druckwasserreaktoren. Übrigens geriet auch der Block 1 in Neckarwestheim schon gleich nach Inbetriebnahme im Jahr 1977 fast außer Kontrolle, nachdem die Bedienmannschaft den Reaktor viel zu schnell hochgefahren hatte.
Ein weiteres Beispiel für das Versagen deutscher Kernenergietechnik steht in Gundremmingen. Der 1966 in Betrieb gegangene Block A wurde nach einem Störfall im Januar 1977 atomar verseucht und Radioaktivität gelangte ins Freie. Der Block steht immer noch und ist eine strahlende Ruine.
Übrigens: Auch durch ein Attentat - mit welchen Mitteln auch immer - können große Mengen Radioaktivität freigesetzt werden. Die Bundesregierung hat dem jedoch einen Riegel vorgeschoben, in dem sie jegliche Angriffe auf Atomkraftwerke verboten und unter Strafe gestellt hat.
Der immer wieder heraufbeschworene Fall, dass ein Flugzeug in ein Atomkraftwerk stürzt, kann dahingehend beantwortet werden: Wenn das Flugzeug relativ klein und maximal 80 km/h schnell ist, wird das Atomkraftwerk dem Aufprall standhalten.
Zu guter Letzt
Mit dieser Internetseite möchten wir Sie nicht in Panik versetzen; vielmehr möchten wir Sie veranlassen, sich Gedanken über Gefahren und Risiken zu machen, von denen Sie unmittelbar betroffen sind.
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Quellen:
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