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Rede Kulturstiftung

Von Uta Röpcke

„Heimatliebe ist nicht gleichzusetzen mit gefühlsbetonter Schwärmerei für das Volkstümliche. Sie ist vielmehr Ausdruck der Sehnsucht nach Identifikation in einer nahezu unüberschaubar gewordenen Welt. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg will den Menschen eine Hilfe bei der Suche nach dieser Identifikation sein. Sie will ihnen, die hier im Kreis leben, ihr Land zeigen, seine Geschichte erläutern, seine Baudenkmäler, seine Menschen und ihr Schaffen und seine Schönheiten vor Augen führen.“ Herbert Godyla, Gründungsmitglied. Zitat übernommen aus 30 Jahren Stiftung Herzogtum Lauenburg, Broschüre 2007.

Herr Kreispräsident, Liebe Kreistagsabgeordnete

Ich stehe heute hier für die neue Kreistagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen mit einem Änderungsantrag. Die Grünen lehnen den Antrag der SPD in der Ihnen allen vorliegenden Fassung ab.

Förderung der Kulturstiftung Herzogtum Lauenburg als Dachverband für Kultur in unserem Kreis: Ja! Verlängerung der Laufzeit des Vertrages in der jetzigen Form um weitere 2 Jahre: Nein!

Meine Damen und Herren, Wir kennen uns noch nicht. Sie kennen mich noch nicht. Ich bin Kulturwissenschaftlerin und als solche liegt mir die Kultur naturgemäß sehr am Herzen. Während meines Studiums habe ich in verschiedenen Museen und Ausstellungen gearbeitet, war später viele Jahre für das Goethe-Institut im Ausland als Kulturmittlerin tätig. Im Laufe der Jahre habe ich eine sehr spezielle Vorstellung von Kultur entwickelt, die mich seither begleitet:
 
Kunst und Kultur sind die Schlüssel für die nachhaltige Entwicklung und Bildung einer lebenswerten und gerechten Gesellschaft.

Ich stelle mir - auch für unseren Kreis – „eine lebendige, alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringende Kunst- und Kulturszene vor, an der ALLE gesellschaftlichen Gruppen teilhaben und es eine größtmögliche Vielfalt gibt“ (LTW Programm 2012). Kultur ist - ebenso wie Bildung - einer der bedeutenden weichen Standortfaktoren für die Zukunft unseres Kreises. Kultur ist ein politisches Querschnittsthema mit Auswirkungen auf alle anderen Politikfelder. Kultur ist bürgernah, ist Bürgernähe. Kultur stiftet an.

Seit vergangenem Herbst gehöre auch ich – als GRÜNE - dem Vorstand der Kulturstiftung Herzogtum Lauenburg an. Sie verfolgen teilweise die Kreispolitik und die Debatten um die Kulturstiftung bereits viel länger als ich und können mir glauben, dass es für die Grünen keine einfache Frage war, ob sie diesen ihnen angebotenen Sitz überhaupt annehmen wollen.

Die Kulturstiftung Herzogtum Lauenburg empfängt als Dachverband vieler Kulturschaffender und Institutionen den größten Teil des Kulturetats dieses Kreises, als freiwillige Leistung. Übrigens eine Summe, über die Kulturpolitiker einiger anderer Kreise oder Städte nur müde lächeln würden. Dieses Geld empfängt sie auf der Grundlage des mir vorliegenden und uns allen bekannten, in 2005 geschlossenen öffentlich-rechtlichen Vertrages mit der Zusatzvereinbarung von 2008. Diese Vereinbarung besagt, dass sich die Gültigkeit des Vertrages um 2 Jahre verlängert, sofern er von keiner Partei 6 Monate vor Ablauf der Vertragslaufzeit gekündigt wird.

Nun beantragt die SPD Fraktion in dieser konstituierenden Kreistagssitzung, diesen Vertrag „fristgerecht zu verlängern“.
 
Auch die Fraktion der Grünen ist für eine Stärkung der Kultur, der Kulturarbeit, in unserem Kreis. Auch wir wollen die Kulturstiftung als Dachverband aller Kulturschaffenden vor Ort erhalten und stärken. Wir sehen jedoch als einzig möglichen Weg einer ECHTEN Stärkung einen NEU ausformulierten Vertrag. Wir möchten das Dach des Verbands auf stabilere Säulen stellen, seine Tragfähigkeit verbessern.

Vor einiger Zeit, im April diesen Jahres, hatte ich das Vergnügen, mich an dem Kulturgespräch beteiligen zu dürfen, zu dem die Stiftung eingeladen hatte. Einige von Ihnen waren auch dort und ich glaube wir waren uns an diesem Abend einig, dass dies der richtige Weg für die Stiftung ist: Gemeinsam diskutieren, streiten und Wege finden, die Stiftung noch besser zu vernetzen, sie bekannter zu machen, ihren Netzauftritt zu optimieren und nicht zuletzt auch ihre Kritiker ernst zu nehmen und mit ihnen einen breiten Dialog zu initiieren und zu führen.

Auch der Antrag der SPD geht auf die kritischen Stimmen in dieser Debatte ein, formuliert die Konsequenzen, die sich hieraus ergeben, jedoch leider nur als auffordernde Bitte. Das reicht uns nicht. Die Stiftung will Erneuerung, das hat sie gezeigt, ja bewiesen. Wir wollen eine starke, erneuerte Stiftung auf einem starken und breiten Fundament und dieses Fundament kann nur ein gut aufgestellter Vertrag sein, in dem ausformuliert wird, wie und in welcher Form Beteiligung stattfinden soll. In dem ausformuliert wird, wie und in welcher Form Berichterstattung gegenüber dem Kreistag als Geldgeber stattfinden soll. Und in dem besonders deutlich ausformuliert wird, welche Ziele auf welchen Grundsätzen der Kreistag mit der Unterstützung der Stiftung sowie die Stiftung selbst verfolgen. Für alle transparent und verbindlich, von den Vertragsparteien unterzeichnet und dann mit  gemeinsamer Anstrengung und aller Zielstrebigkeit verfolgt. Darum fordere ich Sie auf: Stimmen Sie nicht dem Antrag der SPD, sondern unserem Änderungsantrag zu!

Wir schlagen vor, den Vertrag zunächst nur um 1 Jahr zu verlängern, um einerseits einen Fortbestand der Stiftungsarbeit zu gewährleisten und dabei andererseits aber wohlüberlegt, an einem runden Tisch in Kulturgesprächen gemeinsam mit Kulturschaffenden den Vertrag neu auszuarbeiten und umzuformulieren. Geben Sie mit Ihrer Zustimmung zu unserem Antrag der Erneuerung der Kulturstiftung eine echte Chance! Lassen Sie uns durch deutliche Worte, Transparenz und Glaubwürdigkeit auch die Kritikerinnen und Kritiker mit ins Boot holen!

Lassen Sie uns die Kulturarbeit hier im Kreis Herzogtum Lauenburg auf ein festes Fundament, auf viele, vielfältige und immer mehr tragfähige Säulen stellen und dann gemeinsam den wunderbaren „Kultursommer am Kanal“ genießen!

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