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Kreistagssitzung am 10. Dezember 2015
Rede zum Thema "Bildung integriert"
Von Uta Röpcke

Herr Kreispräsident, Herr Dr. Mager,
Liebe Kolleginnen und Kollegen.

„Wenn Sie eine Milliarde Euro hätten, um das deutsche Bildungssystem zu verbessern: Was würden Sie tun?“

Diese Frage beantwortete der amerikanische Nobelpreisträger für Ökonomie, James Heckman, für die SZ vor einigen Jahren so: „Ich würde sagen: Es funktioniert auch mit null Euro!“ (...)

Wie? Sein Vorschlag:
Wir müssen das Geld so ausgeben, dass es die besten ökonomischen Ergebnisse bringt: Weniger Geld für Qualifizierungsprogramme für Arbeitslose stattdessen Programme auflegen, mit denen benachteiligten Kindern möglichst früh geholfen wird.

17.05.2010 SZaW vom 29.3.2008/bön James Heckmann (Nobelpreis für Ökonomie 2000)

Dass Bildung möglichst früh ansetzen muss, darüber sind wir uns hier vermutlich alle einig. Es gibt unzählige Belege dafür, dass sich die Schere zwischen Benachteiligten und Privilegierten auch hier bei uns in Deutschland sehr früh öffnet. Meist wird sie allerdings erst viel später im frühen Jugendlichenalter wahrnehmbar.

Sie wird für uns alle deutlich wahrnehmbar, wenn es zu Schulabsentismus kommt. Ein - wenn ich Frau Thomas Beitrag im letzten Ausschuss richtig gehört habe - auch bei uns im Kreis nicht zu unterschätzendes Phänomen.

Dann folgt der Übergang von der Schule in den Beruf. Ein weiteres Nadelöhr, bei dem entscheidende Weichen gestellt werden. Bei dem sich entscheidet, ob ein junger Mensch irgendwann in dieser Gesellschaft zum „Leistungsträger“ oder zum „Verlierer“ wird.

Heckman vertritt die Auffassung, dass es für die kommunale Politik durchaus Sinn macht, sich an Lebenslauf und Biographien der Menschen zu orientieren; dass besonders die Schwellen und Übergänge von einer Institution in die nächste ein besonderes Augenmerk verdienen.

Der einzige Weg, dies zu erreichen, ohne immer wieder an verschiedenen Stellen neue Kosten zu gerieren ist durch eine intensive Vernetzung der kommunalen Träger, der Institutionen, die ein Mensch in seiner Bildungsbiografie durchläuft.
Konkret heißt das hier: Gesundheitsdienst, Jugendhilfe und Schule. Denn nur so können tatsächliche „Präventionsketten“ gebildet werden, die Grundlage für eine erfolgreiche Bildungsbiografie sind.

Im vergangenen Herbst haben wir mit beiden zuständigen Ausschüssen begonnen, darüber nachzudenken, wie es hier bei uns im Kreis gelingen kann, eine moderne und effiziente Bildungsplanung umzusetzen. Das Beispiel aus Nordfriesland, die sich bereits seit 2012 mit der Umsetzung einer vernetzten Bildungslandschaft befassen, war so überzeugend, dass auch hier bei uns, immer auch getragen von der Schulrätin, einiges in Bewegung gekommen ist.

Einen großen Dank an Frau Hönemann und Herrn Blanke, denen es gelungen ist, dieses Vorhaben in den vorliegenden Projektantrag für das Förderprogramm „Bildung integriert“ zu gießen, und dies so überzeugend in einer weiteren gemeinsamen Ausschusssitzung vor 2 Wochen eingebracht haben, dass dem Antrag mit großer Mehrheit parteiübergreifend zugestimmt wurde.

Nun, nach über einem Jahr der Annäherung, Information und Beratung in zwei Fachausschüssen diese Vorlage noch einmal an die Ausschüsse zurück verweisen zu wollen, da noch „Beratungsbedarf“ in der Fraktion der CDU besteht weist doch auf nicht besonders belastbare Kommunikationsstrukturen in dieser Partei in. Es ist mir vollkommen unverständlich, wie es sein kann, nachdem in den Fraktionen reichlich Zeit war, sich mit diesen Vorschlägen zu befassen, nun auf einmal noch „viele offene Fragen zu formulieren“, angesichts eines gewissen Zeitdrucks in dem Ablauf des Projektantragsverfahren.

Die Frage ist doch, ob eine moderne Bildungslandschaft hier im Kreis politisch gewollt ist. Mein Eindruck wird immer stärker, dass genau dies nicht der Fall ist. Und am bedauerlichsten ist es aus meiner Sicht, dass die intensive Arbeit der zuständigen Ausschussmitglieder und deren sachkundige Einschätzung von Seiten der CDU Fraktionsspitze, die vergangene Woche dem Entwurf überzeugt zugestimmt hat, nicht ernst genommen wird.

Wenn der politische Wille da ist, dann wird es uns auch gelingen, die kommunalen Träger von dem Sinn und Zweck des Projekts zu überzeugen und mit ins Boot zu holen. Und die heute noch offenen Fragen werden sich auch im Zuge des Prozesses klären lassen. Kein Grund also, die Zustimmung noch einmal zu verschieben, auf die lange Bank zu schieben.

Ja, Bildungsmonitoring und Bildungsmanagement sind eine Querschnittsaufgabe - die nicht zuletzt auch angesichts der Flüchtlingssituation bei uns im Kreis in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen wird, und

Ja, damit können wir als kommunale Vertreter auch angesichts der angespannten Haushaltslage mit wenig monetärer Investition im Sinne von James Heckman viel bewegen!

Und nun befürchte ich, dass wir hier in unserem Kreis eine großartige Chance verpassen!

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