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Rede zum Antrag „Brücken bauen“
2014: Das 25. Jubiläumsjahr der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze
von Oliver Brandt
Sehr geehrter Herr Kreispräsident, werte Kolleginnen und Kollegen,
am 9. November 2014 jährt sich der Tag der Grenzöffnung zum 25. Mal. Ein besonderes Datum, insbesondere für unseren Kreis, der durch die Ereignisse in der DDR 1989 aus seiner Randlage in die Mitte Deutschlands und Europas rückte.
Ich vertrete den Antrag der Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen heute auch aufgrund meiner eigenen Herkunft und Geschichte – die Familie meines Vaters flüchtete 1953 aus Schwanheide in das Herzogtum Lauenburg und musste damals enge Verwandte zurücklassen.
Und ich kann mich sehr gut an den November 1989 erinnern, am Grenzübergang in Lauenburg, wo ein kurz zuvor unvorstellbares Ereignis zu bestaunen war: DDR-Bewohner fuhren mit ihren Trabbis und Wartburgs einfach die B 5 entlang und wurden jubelnd begrüßt. Menschen, die 40 Jahre in Ortschaften nur wenige Kilometer entfernt gelebt hatten, die aber für uns weiter weg schienen als London oder New York, standen auf einmal vor unserer Haustür.
Über derartige Erinnerungen können vermutlich viele Menschen unseres Kreises berichten, und das kommende Jahr bietet Anlass, diesen Erinnerungen eine breite Öffentlichkeit zu verschaffen. Die Grenzöffnung 1989 war ein historisches Ereignis, und wir hier im Kreis Herzogtum Lauenburg waren durch unsere besondere Lage ein Teil davon.
Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass die Entwicklung von 1989, die zur Öffnung der deutsch-deutschen Grenze führte, in erster Linie ein Verdienst der Menschen war, die in der DDR durch ihre Proteste dazu beigetragen haben, dass das Unrechtssystem kollabierte, und das friedlich und ohne Blutvergießen. Ein Aspekt, der unserer Fraktion, die den Namen einer Bürgerrechtsbewegung – Bündnis 90 – in ihrem Parteinamen trägt, besonders wichtig ist. Auch daran sollte bei der 25-jährigen Wiederkehr der Grenzöffnung erinnert werden, ebenso an das Leid und das Unrecht, dass viele Menschen in den 40 Jahren zuvor in der DDR erlitten haben.
Andererseits gilt es, unseren jüngeren Mitmenschen, die die Ereignisse 1989 und davor nicht selbst miterlebt haben, zu erklären, wie wir und unsere Nachbarn in der DDR, dem heutigen Westmecklenburg, mit der Grenze gelebt haben. Eine mit mehreren Zäunen gesicherte Grenze mitten in Deutschland, bis an die Zähne bewaffnete Grenztruppen, Hundestaffeln und Selbstschussanlagen zwischen Mustin und Schlagsdorf erscheint aus heutiger Sicht irreal – gerade deshalb ist es unsere Aufgabe, der nachwachsenden Generation die ganze Absurdität dieser Grenze vor unserer Haustür nahezubringen. Sie war schließlich lange Jahre Realität für uns.
Ein Gedenken an das historische Ereignis der Grenzöffnung soll aber ebenso die Entwicklung der letzten 25 Jahre würdigen. Viele Bewohner unseres Kreises haben Verwandte und Freunde wiedergewonnen und neue Freundschaften geschlossen. Eine Reihe von Menschen jenseits von Schaalsee und Stecknitz sind mittlerweile bei uns heimisch geworden oder haben hier Arbeit gefunden. Aus dem ehemaligen Grenzstreifen ist das Grüne Band entstanden, das dem Naturschutz und dem nachhaltigen Tourismus in der Region dient.
Dabei soll nicht vergessen werden, dass wir – gemeinsam mit unseren östlichen Nachbarn – weiter daran arbeiten müssen, die Verbindungen zwischen Ost und West, zwischen Lauenburg und Ludwigslust, zu vertiefen. Das bedeutet: Gemeinsamkeiten betonen anstatt auf Unterschieden zu bestehen. Mit anderen Worten: Brücken bauen – nach Zarrentin, nach Gadebusch und Boizenburg. Die Beziehungen zu unseren Nachbarkreisen im Osten auf politischem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet können und sollen weiterentwickelt und ausgebaut werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, möchten wir die Menschen beiderseits der ehemaligen Grenze einladen, das 25. Jubiläum der Grenzöffnung gemeinsam zu begehen. Dies sollte nicht nur mit einem einmaligen Gedenkakt geschehen sein. Eine Veranstaltungsreihe von Lübeck bis Lauenburg soll dazu dienen, die Erinnerung wachzuhalten und Brücken zu bauen über ehemals voneinander getrennte Gemeinden, Kreise und Länder und die Bürgerinnen und Bürger aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern einbeziehen.
Daher möchte ich Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen, bitten, den Kreispräsidenten und die Kreisverwaltung aufzufordern, mit den verschiedenen Akteuren in Politik, Kultur und Gesellschaft aus dem Kreis ein Konzept für eine dem Anlass Veranstaltungsreihe zu erarbeiten.
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