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Die Antwort ist „vermutlich ja“, denn es gibt gewisse Parallelen vom neunzehnten Jahrhundert hin zu unserer Gegenwart. Das neunzehnte Jahrhundert musste die erste industrielle Revolution verarbeiten, die nicht nur der Anfang der Massenproduktion oder der Industrieproduktion und damit der Beginn von – langfristig gesehen – Freiheit und Wohlstand war. Zunächst hat die erste industrielle Revolution die Gesellschaft wesentlich verändert; das alte Betriebssystem mit ‚Adel und Kirche‘ ging kaputt und das neue Betriebssystem ‚bürgerliche Lohnarbeits- und Leistungsgesellschaft‘ entstand. Das war zugleich eine unglaubliche Überforderung der Gesellschaft, einhergehend mit unvorstellbarem Elend, verbunden mit viel Arbeit, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts mussten Menschen achtzig Stunden pro Woche und sechzehn Stunden am Tag arbeiten, bei wenig Lohn, keinerlei Absicherung, schrecklichen Krankheiten, Seuchen, Kinder wurden in Bergwerke geschickt. Eine Überforderung durch viele Jahrzehnte hindurch. Das war der Anfang der ersten industriellen Revolution.
Die Gemeinsamkeiten und die Parallelen zu heute lassen sich durchaus feststellen. Wir kommen derzeit vom ersten Maschinenzeitalter des neunzehnten Jahrhunderts in das zweite Maschinenzeitalter. Damals wurde die menschliche Hand ersetzt, d.h., Handarbeit wurde von Maschinen abgeschafft, heute wird das menschliche Gehirn ‚abgeschafft‘, wenn auch nicht in allen Teilen, aber im Wesentlichen, und durch künstliche Intelligenz ersetzt. Roboter werden zunehmend Aufgaben ausführen, z.B. Autos autonom fahren und entscheiden müssen, wer in unvermeidbaren Konfliktsituationen überlebt und wer nicht.
Das ist ein ähnlicher Quantensprung wie im neunzehnten Jahrhundert und wir geraten wieder in eine andere, neue Gesellschaftsform. Durch die künstliche Intelligenz wird das Betriebssystem ‚bürgerliche Leistungs- und Lohnarbeitsgesellschaft‘ langfristig außer Kraft gesetzt und ersetzt durch eine neue Gesellschaftsform, die wir noch nicht genau kennen aber enorme gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen wird. So wird es wegen der Digitalisierung weniger Jobs geben und zwar sind die Berufsfelder stärker bedroht, die eher mit dem Kopf durchgeführt werden, als die, die mit den Händen ausgeführt werden. Ob in der Medizin, im Bankenwesen oder selbst in der Justiz. Immer mehr bestimmen Computer oder Algorithmen die Logik des Denkens, was dazu führt, dass Menschen – rein arbeitstechnisch gesehen –, irgendwann überflüssig sind und die Gefahr der Verasozialisierung besteht. Dann hätten wir Menschen nur noch zwei Fragen zu klären – ob wir dann noch genug Geld in der Tasche hätten und genug Ideen, um durch den Tag zu kommen. Hier kommt dann das Thema ‚Bedingungsloses Grundeinkommen‘ ins Spiel.
Die Folge: Die Leute haben Angst, geraten in Panik und suchen Antworten im Gestern. Das erklärt das Erstarken an den politischen Rändern, die Suche nach einfachen Lösungen und dieser Erfolg den wir überall haben in Form von Rechtspopulismus.
So muss ein klimafreundlicher Umbau der Industrie, eine sozialökologische Transformation, für alle Menschen funktionieren – vom Stahlarbeiter bei ThyssenKrupp über Pendler bis hin zum Handwerker auf dem Land.
Es wird höchste Zeit, dass sich mal einer Gedanken darüber macht, was aus der Lohn- und Leistungsgesellschaft werden soll.
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