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Pressebericht 25. April 2010
Kettenreaktion - Menschenkette gegen Atomkraft
Bericht des Streckenpostens 1112 - Börnsen
24. April 2010, es ist 10 Uhr. Wir haben jetzt alles im PKW verstaut, was wir für die nächsten fünf Stunden benötigen. Wir, das sind die Mitglieder des Ortsverbandes Börnsen von Bündnis 90/Die Grünen, die die Aufgabe haben, den Streckenposten zu betreuen. Die Kette soll von 14.30 bis 15 Uhr stehen. Als Treffzeit hatten wir für die Börnsener Teilnehmer 14 Uhr angegeben. Aber uns ist klar - wir müssen rechtzeitig unseren Stand fertig haben. Kurz nach 11 Uhr kommt der Anruf: Die Heliumflaschen zum Befüllen der Luftballons sind da. Wir brechen auf. Am Posten stellen wir unseren Stand auf. Noch während der Arbeit trifft der erste Bus ein. Er kommt aus Osterode am Harz. Beeindruckend, welche Anreisewege die Teilnehmer auf sich genommen haben. Eine Gruppe gelb-geshirteter Atomgegner aus Greifswald ist auch schon da. Ansonsten herrscht aber noch Stille. Der Bus parkt in der Nähe, die Insassen vertreten sich auf dem Parkplatz die Beine.
Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Ständig treffen Gruppen, Familien oder auch Einzelne ein. Viele kommen mit dem Fahrrad aus der näheren Umgebung wie Wentorf, Dassendorf, Wohltorf, Aumühle. Inzwischen werden auch eifrig Luftballons aufgeblasen. Der Standort wandelt sich in ein grünes Ballonmeer. Meine Aufgabe ist, mit dem Fahrrad die Strecke abzufahren und die Teilnehmer auf die Lücken zu verteilen. Langsam kommen auch die Einheimischen. Ich pendele zwischen den Nachbarstandorten Speckenweg/Hamburg und Dröge Wisch/Escheburg. Überall jetzt das gleiche Bild. Menschenhaufen an den Streckenposten, nur vereinzelt Teilnehmer auf der Strecke.
Es geht auf 14 Uhr. Nun wird es ernst. Strahlender Sonnenschein - aber: können wir die Lücken füllen? Am Posten haben wir ein Megaphon. Wir fordern die Menschen auf, sich zu verteilen. Langsam entsteht, optisch repräsentiert durch die Ballonträger, eine grüne Schlange auf der ehemaligen B5, jetzt Kreisstraße K80. Dann für mich das Wunder. Mehrfach fahre ich die Strecke auf und ab. Schon 14.15 Uhr: keine Lücken mehr. Um halb drei steht die Kette. Die Stimmung ist einmalig. La Ola-Wellen, Klatschen, Trillerpfeifen - Nur das Signal von Brunsbüttel ist nicht angekommen, sollte es? 120 Km sind dann dafür doch zu lang. Diese Kette ist für mich ein überwältigendes Ergebnis. Fest steht: Der Protest gegen Schrottreaktoren und Atommüll ist in der Bevölkerung angekommen. Das sind keine gewalttätigen Spinner, die dort stehen. Gut 2000 Personen aller Altersklassen allein in Börnsen. Und welch konsequente Disziplin: Bis 15 Uhr bleiben alle auf ihrem einmal eingenommenen Platz, niemand geht. Erst als die Uhr die 15 weit überschritten hat, löst sich die Kette langsam auf.
Die wochenlange Arbeit für die Vorbereitung hat sich in einmaliger Weise ausgezahlt.
Klaus Tormählen
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