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Pressemeldung Hamburger Abendblatt 17.06.2013

Hamburger Abendblatt vom 17.06.2013
Andreas Schmidt

HARBURG – Sie demonstrieren gegen Fracking

Rund 70 Teilnehmer sprachen sich im Harburger Rieckhof gegen das umstrittene Erdgasgewinnungsverfahren im Hamburger Süden aus

Harburg . "In der südlichen Metropolregion Hamburg soll es kein Fracking geben - "Fracking-freies Hamburg!": Das ist die Botschaft, die rund 70 Gegner des umstrittenen Erdgas- und Erdölgewinnungsverfahrens Politikern, Behördenvertretern und Mitarbeitern des Mineralölkonzerns Exxon Mobil am Freitagabend im Kulturzentrum Rieckhof mit auf den Weg gegeben haben.

Eingeladen zum Thema "Fracking im Harburger Raum" hatten der Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz und der Regionalausschuss Harburg. Einer der Gründe: Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hatte der Firma BEB Erdgas und Erdöl GmbH & Co. KG im Dezember 2012 eine "Aufsuchungsgenehmigung Vierlande" erteilt, die bis Ende 2015 befristet ist - die BEB gehört zu gleichen Teilen Exxon Mobil und Shell. Da das Untersuchungsgebiet "Vierlande" aber auch große Bereiche Harburgs einschließlich der Ortsteile Heimfeld, Eißendorf, Marmstorf, Gut Moor, Neuland und auch des südlichen Wilhelmsburgs umfasst, hatte der Ältestenrat der Bezirksversammlung Harburg beschlossen, eine Sondersitzung in Harburg durchzuführen.

Das Wort "Fracking" stammt vom englischen fracture (aufbrechen, aufreißen) und bezeichnet eine Methode zur Erdöl- und Erdgasförderung. Dabei werden giftige Chemikalien mit Wasser und Sand in den Boden gepresst, um Gesteinsrisse zu erzeugen und so an Gas- und Ölvorkommen zu gelangen. In den USA und Kanada wird dieses Verfahren seit Jahren angewandt.

Deutschland könnte laut einer Studie des Umweltbundesamtes mit dem Fracking für etwa 13 Jahre seinen Gasbedarf decken. Konzerne wie Exxon Mobil wollen deshalb im großen Stil Gas fördern. Aber Fracking ist auch gefährlich: Aus einer Studie für das Land Nordrhein-Westfalen geht hervor, dass selbst neuere Fracking-Zusätze krebserregende und erbgutverändernde Eigenschaften aufweisen. Laut der Bürgerinitiative FrackingFreies Hamburg kommen etwa 700 Substanzen für Frac-Fluide in Frage - rund ein Zehntel von ihnen sei hochgiftig.

Bereits Ende Februar hatte sich im Bezirk Bergedorf die Bürgerinitiative FrackingFreies Hamburg gegründet - zur Gründungsversammlung kamen rund 40 Menschen. Seit Ende Mai gibt es jetzt auch die Bürgerinitiative FrackingFreies Harburg. "Die Aufsuchungserlaubnis heißt 'Vierlande', gilt aber auch für Harburg", sagte Michael Schulze, 55, aus Heimfeld von der Harburger Bürgerinitiative. "Es ist nicht hinnehmbar, dass in ein paar Jahren Chemikalien in die Erde gepumpt und freigesetzt werden und unsere Gesundheit gefährden."

"Der Name Vierlande ist eine absichtliche Täuschung", sagte Carin Schomann, 52, aus Altengamme. "Exxon Mobil wählt den Namen einer kleinen Klitsche, meint aber etwas viel Größeres." Die freie Journalistin ist gegen Fracking, "weil das ein Frevel an der Mutter Natur ist - unnötig und überflüssig. Fracking bremst die Energiewende und vergiftet die Erde für viele Generationen. Diese Technik ist nicht beherrschbar."

Auch der Harburger Peter Bullerjahn, 67, sprach sich gegen das Fracking im Hamburger Süden aus: "Es geht hier nur um den Profit von Konzernen wie Exxon Mobil und nicht um das zukünftige Allgemeinwohl. Wenn es schief geht, müssen die Menschen und die Umwelt die Folgen tragen - wie bei der Atomkraft. Mir ist es ein Dorn im Auge, dass die Politik sich oft dem Diktat der Wirtschaft unterwirft. Es ist pervers, giftige Substanzen in die Erde zu blasen um dann Gas für die Menschheit herauszuholen." Dr. Renate Taugs, Leiterin des Geologischen Landesamtes der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, wies darauf hin, dass sich das Erkundungsgebiet mit Wasserschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten und den Wasserwerken Bostelbek und Süderelbmarsch überschneidet. "Außerdem sind das Kerngebiet Harburgs und Wilhelmsburg teilweise sehr dicht bebaut, es ist ein Siedlungsgebiet."

Rüdiger Hintze, Referatsleiter der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, groß geworden in Harburg und Wilhelmsburg, sagte, es gebe im Erlaubnisfeld Risiken, "die wir heute noch nicht abschätzen können". Seiner Einschätzung nach halte es der Hamburger Senat für "eher unwahrscheinlich", dass es einmal Fracking in der Hansestadt geben werde.

Alle Vertreter hoben hervor, dass im Erkundungsfeld "Vierlande" bis Ende 2015 keine Bohrungen und keine seismischen Untersuchungen durchgeführt werden dürfen. In diesem Jahr analysiert Exxon Mobil historische Daten, 2014 wird ein neues geologisches Modell für die "Vierlande" erstellt, und 2015 wird das Potenzial der Analysen bewertet und davon abhängig mögliche Bohrlokationen für eine Erkundungsbohrung identifiziert.

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