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Wochenlang wird der Bevölkerung von der Atomlobby, den Stromkonzernen, Wirtschaftsverbänden und den politischen Atombefürwortern weisgemacht, dass Atomenergie klimafreundlich, preissenkend und unverzichtbar sei. Gleichzeitig wird das Gespenst der Stromlücke in kurzer Zeit an die Wand gemalt, wenn nicht bald neue Großkraftwerke gebaut würden. Hier unsere Antwort:
Die Wahrheit: Jedes Kraftwerk gibt zwei Drittel der erzeugten Energie in Form von Wärme an die Gewässer ab. Das entspricht dem Einschalten von zehn Millionen Tauchsiedern. Die nicht genutzte Wärme eines AKW könnte eine Million Haushalte beheizen. Das ist bei Großkraftwerken jedoch nicht möglich, weil die Abnehmer so weit entfernt liegen, dass die Wärme verloren geht. Würde man stattdessen die Wärme vor Ort mit dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen bei gleichzeitiger Stromerzeugung an die Verbraucher bringen, so ließen sich große Mengen des bei der Verbrennung entstehenden klimaschädlichen Gases einsparen. Dem Atomstrom muss damit der CO2-Ausstoß in Höhe des Wärmeäquivalents der Atomkraftwerke angelastet werden. Atomstrom ist nicht CO2-frei. Der CO2-Anteil ist höher als bei Windanlagen und gleichwertig zur Ölheizung.
Die Wahrheit: Der Bau von Atomkraftwerken hat Milliarden von Steuergeldern gekostet. Rechnet man diese Kosten in den Strompreis ein, so kommt man auf einen Erzeugerpreis, der um ein Mehrfaches über dem in Gaskraftwerken erzeugten Strom liegt. Die Lagerung von Atommüll für zehntausende von Jahren ist für die nachfolgenden Generationen praktisch unbezahlbar. Die hohen Strompreise in Deutschland sind nicht durch den Atomausstieg bedingt, denn sie werden trotz des Betriebs fast aller AKW im Land so festgesetzt. Vom angeblich billigen Atomstrom haben die Verbraucher noch nie etwas gemerkt - im Gegenteil ist der Strompreis in den letzten acht Jahren um 50% gestiegen, obwohl die Stromsteuer nicht erhöht wurde und auch die Konzessionsgebühren gleich blieben. Atomkraftwerke werden von den vier Konzernen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall betrieben, die heute 80 % des Marktes beherrschen. Eine Laufzeitverlängerung würde ihnen Milliarden schenken - und so ihre Marktdominanz noch weiter ausbauen. Sie könnten und sie werden höhere Preise durchsetzen. Eine Laufzeitverlängerung würde daran nichts ändern.
Die Wahrheit: Die Pannenserie der AKW in Brunsbüttel und Krümmel hat gezeigt, dass auf Kosten der Sicherheit versucht wird, möglichst viel Ertrag herauszuholen. Die nach der Abschaltung aufgedeckten Mängel waren so umfangreich, dass die Reaktoren nicht wieder ans Netz gegangen sind. Der Trafobrand in Krümmel hat den Reaktor an den Rand der Kernschmelze gebracht. Der Trafobrand hat viele Fragen aufgeworfen, die bis heute nicht geklärt wurden. Permanent werden weltweit ähnliche Pannen aus AKW gemeldet, kürzlich vermehrt aus Frankreich. Die Angst vor einem zweiten Tschernobyl ist berechtigt. Völlig unkalkulierbar ist das Risiko der Kernkraft durch die Drohung von Kriminellen und Terroristen geworden.
Die Wahrheit: Trotz des Ausfalls von Brunsbüttel, Krümmel und weiterer AKW-Blöcke, also insgesamt ca. 27 Terawattstunden, hat es in Deutschland einen Überschuss von mindestens 14 Terawattstunden gegeben, der ins Ausland exportiert wurde. Die überschüssige Strommenge könnte ca. fünf Millionen Haushalte zu vier Personen mit Strom versorgen. Durch Stromeinsparung auf Grund technischer Verbesserungen bei Elektrogeräten, Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, Ausbau der erneuerbaren Energien und Effizienzverbesserungen beim Ersatz alter Kraftwerke stehen weitere erhebliche Strommengen zur Verfügung.
Die Wahrheit: Seit 2000 sind weltweit 26 AKW abgeschaltet, aber nur drei neue ans Netz gegangen. Die angeblich neuen Atomkraftwerke sind eine permanente Ankündigungsblase. Der Neubau des AKW in Finnland verzögert sich um mindestens zwei Jahre. Die Kosten sind gegenüber der Plansumme um Milliarden gestiegen. Der weitere Ausbau in Temelin (Tschechien) ist deshalb gestoppt worden. Der Neubau von AKW rechnet sich nur mit Milliarden von Steuergeldern.
Die Wahrheit: Die Erzeugung von Strom aus Atomenergie wird von maximal drei Generationen genutzt. Die Ablagerung für den hochradioaktiven Müll aus abgebrannten Brennelementen wird die Menschheit über tausende von Generationen belasten. Das Ultragift Plutonium kommt auf der Erde fast nicht vor. Es entsteht aber im Atomreaktor eines Kraftwerkes tonnenweise. Es zerfällt in 24.110 Jahren zur Hälfte unter Abgabe von harter Strahlung. Zum Überleben der Menschen ist es unausweichlich, die Abfälle für mehrere zehntausend Jahre von der Biosphäre abzuschirmen. Dafür gibt aber bis heute weltweit keine geeignete Lösung. Dies hat sich beispielhaft jüngst beim Forschungsendlager Asse II gezeigt. Bei längeren Laufzeiten würde sich die Abfallmenge um ein Vielfaches erhöhen.
Die Wahrheit: Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung lag 2007 bei über 14 Prozent. Das HWWI meldete im Juni 2008, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung stärker wächst als noch im November 2007 prognostiziert. Wissenschaftler haben in diversen Studien berechnet, dass ab dem Jahr 2020 bei noch geringem Kohle-Anteil aus bestehenden Kraftwerken, der bis 2050 völlig verschwindet, die Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse den Verbrauch vollkommen abdeckt. Al Gore hält es in seiner Rede vom 17. Juli 2008 sogar für realistisch, dass in zehn Jahren 100 Prozent regenerativer Strom machbar ist. Wer sich jetzt nicht auf den Weg macht, wird nicht ankommen.
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