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19. März: Pflege und Würde – Grünen diskutieren heikles Thema

Geesthacht. Um die Würde im Alter ging es bei der Diskussionsveranstaltung der Grünen am 19. März im Seniorenzentrum Am Katzberg in Geesthacht. Unter der Gesprächsleitung von Petra Bolte, Grüne Ratsherrin in Geesthacht, diskutierten Reinhard Vossgrau, Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB), Rüdiger Waßmuth, Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflegeformen (KIWA), und Dr. Marret Bohn, sozialpolitische Sprecherin der Grünen im Kieler Landtag. „Was tun, wenn es ohne Hilfe nicht mehr geht?“ fragten die Grünen. Die Fachleute zogen eine Trennlinie zwischen der ambulanten Pflege zu Hause oder in einer Wohngemeinschaft und der stationären Pflege in einem Heim. Zusätzlich sei in den letzten Jahren mit dem betreuten Wohnen in einer besonderen Einrichtung eine weitere Wohnform entstanden.

Bezüglich des Wohnbedarfs erläuterte Rüdiger Waßmuth, dass für die ambulante Betreuung zu Hause über zwei Millionen altengerechte Wohnungen benötigt würden, es gebe aber nur ca. 175.000. Reinhard Vossgrau stellte dar, dass die Versorgung im Kreis mit stationären Einrichtungen gut sei. Nicht immer sei die ambulante Betreuung zu Hause die bessere Lösung, da dort vermehrt nicht entdeckte Gewaltanwendung durch die Pflegenden zu beklagen sei.

Vossgrau plädierte für ein Absenken des Dokumentationsaufwandes. Die Zeit sei besser in der Pflege bzw. menschlichen Betreuung untergebracht. Diese komme oft zu kurz. Daher könne nicht von „Pflege mit Würde“ die Rede sein. Um die realisieren zu können, müssten in der Pflegeversicherung Änderungen vorgenommen werden.

Frau Dr. Bohn sprach die Arbeitsbelastung der Pflegenden an. Die Pflegekräfte würden häufig nur kurzzeitig in ihrem Beruf bleiben. Viele litten an Burnout. Die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen müssten verbessert werden. Um dies erreichen zu können, sei eine breite Beteiligung der Bevölkerung an den Kassenleistungen nötig. Dazu bräuchten wir eine Bürgerversicherung. Weiterhin sei vonnöten: Aufhebung des Mangels an Pflegekräften, kostenfreie Pflegeausbildung, Errichtung einer Pflegekammer, ein Demographie- und Demenzplan für Schleswig-Holstein sowie diverse Beratungsmöglichkeiten, beispielsweise über die Verbraucherzentrale.

Den Podiumsteilnehmern war klar, dass bei anderen Voraussetzungen der Pflegeberuf kein Mangelberuf wäre. Schon jetzt hätten Wohngemeinschaften wegen der dort herrschenden besseren Bedingungen keinen Mangel. Wohngemeinschaften können ausgeschriebene Stellen sofort besetzen, während Pflegeheime oft lange nach geeigneten Kräften suchen müssen. Dies sei eindeutig auf die jeweils vorherrschenden Arbeitsbedingungen zurück zu führen.

Eine Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Pflege bei wachsendem Anteil älterer pflegebedürftiger Menschen gab Rüdiger Waßmuth mit der Quartiersarbeit, bekannt auch als „Bielefelder Modell“. Dabei würden viele Helfer auf der Basis Ehrenamt eingebunden. Folge wären geringerer Bedarf an stationären Plätzen und somit die Einsparung von Kosten. Als Helfer könnten die „Jungen Alten“ gewonnen werden.
Im Kreise der Zuhörer waren verschiedene Verbände und Gruppen vertreten. Sie monierten unter anderem den Widerspruch zwischen Würde und Altersarmut, die Tastsache dass Armut vorwiegend weiblich und leider häufig nicht sichtbar sei. Wegen zu hoher Mieten könne nach dem Ableben des einen Partners der andere häufig nicht mehr in der Wohnung bleiben. Bei der mangelnden politischen Unterstützung der Pflege werde verschwiegen, dass auch dieser Bereich ein wachsender Wirtschaftsfaktor sei. Vor dem Einknicken beim Kostendruck sollten die Vorgaben und die Planung im Pflegebereich verbessert werden. Hier müsse es zeitnah zu einer zukunfts- und qualitätsorientierten Umstrukturierung kommen.

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