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Pressemeldung vom 24. Januar 2012
Anbau von Mais zur Erzeugung von Biogas im Kreis Herzogtum Lauenburg
Grüne legen Analyse vor
Ab 2012 gelten neue Vergütungsrichtlinien für die Erzeugung von Biogas aus Mais. Damit stellt sich auch für den Kreis Herzogtum Lauenburg die Frage, ob nach dem Boomjahr 2011 weitere neue Biogasanlagen entstehen und damit zusätzliche Ackerflächen für den Anbau von Pflanzen als Rohstoff zur Erzeugung von Energie genutzt werden. Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat auf der Basis von Unterlagen aus der Kreisverwaltung den aktuellen Stand bei den Betreibern erfragt und ausgewertet. Resümee: Bis Ende 2010 waren Anlagen mit einem Leistungsumfang von ca. 6,1 Mega-Watt (MW) in Betrieb. In 2011 sind 3,9 MW hinzugekommen. Dies entspricht zusammen geschätzt einer Maisanbaufläche von 3.000 ha. Bei einer Gesamtackerfläche im Kreis Herzogtum Lauenburg von knapp 57.000 ha macht die Maisanbaufläche aktuell also gut fünf Prozent aus. Zum bestehenden Leistungsumfang von ca. 10 MW gibt es Pläne für weitere Anlagen mit einer Gesamtleistung von drei MW (Ratzeburg, Lütau und Krummesse). Damit würde der Kreis einen Flächenanteil für den Energiemais-Anbau von 6,7 Prozent erreichen. Der Anbau von Futtermais wurde in die Auswertung der Grünen nicht einbezogen.
Die einmal als Starthilfe vor zehn Jahren von SPD und Grünen auf Bundesebene eingeführte Förderung der Biogasgewinnung aus pflanzlichen Rohstoffen war ab 2009 von der großen Koalition (CDU und SPD) kräftig erhöht worden, so dass die Erträge für Biogas aus Mais die von anderen Feldfrüchten bei weitem übertrafen. Als Folge setzte ein starker Zuwachs von Flächen für den Anbau von Mais ein. Dies betraf allerdings vorwiegend das nördliche Schleswig-Holstein, wo stellenweise bis zu 50 Prozent der Ackerfläche mit Mais bestellt werden. Der Kreis Herzogtum war davon wie oben ausgeführt eher weniger betroffen.
Ab 2012 gelten jetzt neue Förderrichtlinien. Die im Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebenen Rahmenbedingungen haben einige wesentliche Änderungen gebracht. Ob damit der Maisboom langfristig gebremst werden kann, wird nach der Einschätzung von Fachleuten unterschiedlich beurteilt. So sagt Bernd Voß, agrarpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen: „Die Bundesregierung hat bei der Neuformulierung des EEG die Chance zur Umsteuerung beim Biogas nur bedingt genutzt. Die Beschränkung für den Anbau von Mais auf maximal 60 Prozent der eingesetzten Biomasse wird vermutlich nur bei kleineren Anlagen die Wirtschaftlichkeit erschweren. Da Mais sehr energiehaltig ist und der Energieanteil den der Zusatzstoffe bei weitem übertrifft, wirkt sich dies bei größeren Anlagen weiterhin gewinnbringend aus. Im neuen EEG wurden Impulse gebremst, andere Energiepflanzen anzubauen und die Fruchtfolgen vielfältiger zu gestalten. Die Zusatzvergütung für Pflanzen wie Kleegras ist so gering, dass Mais weiterhin der Sieger bleiben wird.“
Nach der Einschätzung der Grünen Kreistagsfraktion muss die Nutzung von Biogas für den Kreis differenziert bewertet werden. Dazu sagt der energiepolitische Sprecher der Grünen, Klaus Tormählen: „Die Landwirte in der Region, die Anlagen mit angeschlossenen Blockheizkraftwerken gebaut haben, haben viel Mut bewiesen und im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben das Richtige gemacht. Sie erzeugen Strom und Wärme und verwerten sie vor Ort. Das vermeidet Energie-Importe und belässt die Wertschöpfung in der Region. Viele Anlagenbetreiber sind von der Nutzung von Futtermais auf Biogas umgestiegen. Dadurch sind keine neuen Maisflächen entstanden. Mit einem Flächenanteil von weniger als 7 Prozent für Energiemais können wir auch für die Zukunft keine auffällige Dominanz in der Kulturlandschaft erkennen. Entgegen der Annahme, dass der Maisanbau auf einer stark pestizidbelasteten Produktionsweise beruhe, sagen uns die betroffenen Landwirte, dass sie beim Maisanbau erheblich weniger spritzen müssen als beim herkömmlichen Getreide- oder Kartoffelanbau. Allerdings gibt es auch Beeinträchtigungen durch den Maisanbau. Dazu gehören an einigen Stellen die Belastung natürlicher Flussläufe durch Sandeintrag aus im Winter brachliegenden Maisäckern sowie die Monotonie großflächiger Schläge. Da wir die durch das EEG gegebenen Rahmenbedingungen hier nicht verändern können, haben wir die herzliche Bitte an die Landwirte, den Boden für den Winter mit Zwischensaaten zu festigen und über Blühstreifen im Randbereich einen Ausgleich für die Natur zu schaffen. Auch wenn Mais als ertragsreichste Pflanze für die derzeitigen Biogasanlagen gesehen wird, so werden sich gerade Landwirte der Herausforderung stellen müssen, als Alternative zum Mais neue Kulturen und neue Fruchtfolgen für ihren Standort zu entwickeln. Eine weitere Forderung wäre, streng darauf zu achten, dass an den Lagerstätten der Silage keine Sickerstoffe ins Grundwasser gelangen. Ein absolutes Unding ist für uns, die anfallende Wärme einfach in die Luft zu blasen. Wegen des geringen Wärmeverbrauchs im Sommer könnte in dieser Zeit vermehrt die überschüssige Energie zum Trocknen von Pellets als Rohstoff zum Heizen aus pflanzlichen Reststoffen verwendet werden.“
Zusätzlich zur nachhaltigen Nutzung von Ackerpflanzen für die Energiegewinnung setzen die Grünen vermehrt auf die Nutzung pflanzlicher Reststoffe wie Bioabfälle und Schnittgut bei der Wegrand- und Landschaftspflege. Tormählen: „Es gibt inzwischen neue Verfahren, bei denen der Flüssiganteil ausgepresst und vergärt wird, während aus den festen Anteilen Pellets zum Heizen gepresst werden. Weil dabei keine für den Betrieb schädlichen Anteile wie Sand und Fremdstoffe in den Gärbehälter gelangen können, werden die Anlagen geschont und gleichzeitig hochwertige Brennstoffe erzeugt. Die von den Grünen mit angestoßene Startförderung von Biogas aus pflanzlichen Rohstoffen hat sich als richtig erwiesen. Sie hat in der Biogastechnik zur Entwicklung der Verfahren beigetragen, die die Verwertung von Reststoffen überhaupt erst ermöglichen. Die später erfolgten Fehlentwicklungen haben andere politische Mehrheiten zu verantworten.“
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