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Pressemeldung 17. Mai 2010

Grüne Landtagsabgeordnete zu Besuch beim Biofischer von Grambek

Grambek/Mölln. In der letzten Woche besuchten die Landtagsabgeordneten Marlies Fritzen, naturschutzpolitische Sprecherin, und Bernd Voss, fischereipolitischer Sprecher, von Bündnis 90/Die Grünen, den Fischer Michael Bothstede in Grambek. Bothstede betreibt seit über zehn Jahren etliche Fischteiche und züchtet dort Karpfen, die er in der Saison vor Ort unter dem Biolandsiegel vermarktet. Weil er seine Tiere unter naturnahen Bedingungen mit Futter aus dem biologischen Anbau aufzieht, erfreute sich sein Angebot großer Beliebtheit. „Doch dann kam der Kormoran", so Bothstede. „Binnen kurzer Zeit waren meine Teiche leergefischt. Ich musste meinen Betrieb schließen, war innerhalb weniger Wochen erwerbslos. Obwohl ich es hasse, griff ich zum Gewehr und versuchte mich und meinen Betrieb über den Kampf gegen die Tiere zu retten." Der Kampf war erfolglos. Es gab zu viele Vögel.

Der Kormoran ist ein Fischfresser. Weil er im Gegensatz zu anderen Fischvertilgern wie dem Fischadler die Fähigkeit besitzt, sich bei einem entsprechenden Angebot und ohne natürliche Feinde sprunghaft zu vermehren, ist er in der Fischereiwirtschaft zu einem kaum lösbaren Problem geworden.

Doch Bothstede wollte nicht aufgeben. Wegen der Aussichtslosigkeit beim Abschuss hat er eine neue Lösung angestrebt: Netze über den Teichen. Weil diese in einem EU-Schutzgebiet („Flora-Fauna-Habitat") liegen, mussten zunächst dafür die behördlichen Genehmigungen eingeholt werden, was mit vielen Hindernissen verbunden war. Doch jetzt stehen die Netze. Der Kormoran kommt nicht mehr. Mehrfach hatten die Tiere zunächst Erfahrung mit ihrer Aussperrung sammeln müssen. Dann zogen sie sich zurück.

Bei einem Rundgang über das Teichgelände ließen sich die Gäste aus Stockelsdorf und Steinburg die Grundsätze der biologischen Fischwirtschaft vorführen und die speziellen Maßnahmen vor Ort erläutern. „Die Netze sind zwar ein baulicher Eingriff in die Natur, aber sie erfüllen ihren Zweck und haben das Problem mit den Vögeln gelöst," sagt der Fischer.

Marlies Fritzen begrüßt prinzipiell diesen Beitrag zur Konfliktlösung zwischen Nutzern der Natur und den Anforderungen des Naturschutzes: „Man muss die langfristigen Auswirkungen abwarten. Wie es zurzeit aussieht, kann auf diese Weise ein Nebeneinander von Fischwirtschaft und Naturschutz möglich sein." Bernd Voss merkt an, dass mit in Kraft tretender EU-Ökoverordnung für Aquakultur zum 1. Juli jetzt endlich Nachhaltigkeitsstandards für diesen Erzeugungsbereich definiert seien. „Die Verordnung verbessert die Chancen für die heimische Fischerei. Über 80 Prozent der verzehrten Fische werden importiert, die Masse davon kommt aus Aquakulturhaltung im südostasiatischen Raum. Michael Bothstede ist seit über 10 Jahren der erste Bioland-Betrieb in der Teichwirtschaft. Er ist als Pionier inzwischen auch Modell für das Bundesprogramm Ökolandbau der Bundesforschung. Mit seinen Überspannungen der Fischteiche geht er einen mutigen, aufwendigen Weg. Offenbar ist dies die einzige Möglichkeit, um die Binnenfischerei und die regionale Fischzucht am Leben zu erhalten."

Hintergrund: Der Kormoran wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Fischfeind gnadenlos verfolgt und war bis ca. 1985 in Deutschland ausgestorben. Auf Grund rechtlicher Veränderungen im Vogelschutz erholte er sich zusehends und konnte sich besonders in Norddeutschland wieder in hoher Stückzahl etablieren. 2006 wurde in Schleswig-Holstein durch Minister von Boetticher der Abschuss mit Einschränkungen wieder erlaubt. Nach Ansicht von Naturschützern steigt die Bestandsdichte immer dann bedrohlich an, wenn durch Eingriffe des Menschen wie z. B. dem Aussetzen von Fischen das Nahrungsangebot für die Vögel übernatürlich hoch ist.

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