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Antrag zur Kreistagssitzung am 6. Oktober 2016
Beitritt zum Verein "Kommunen für biologische Vielfalt"
Der Kreis Herzogtum Lauenburg tritt dem Verein „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ bei. Der Kreis beteiligt sich dazu aktiv an einer Erhebung zur Ursachenfindung und Erarbeitung von Vorschlägen zur Stärkung des durch die Evolution geprägten Gleichgewichts zwischen den heimischen botanischen und faunistischen Arten. Der Kreis lädt dazu entsprechende Experten in den Energie, Umwelt, Regionalentwicklungsausschuss ein die mögliche Projekte beispielhaft vorstellen.
Begründung
Das im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit stehende Artensterben betrifft nicht allein Länder der Dritten Welt, es findet auch hier bei uns statt. Mit dem dauerhaften Verlust von Arten verlieren auch die Menschen auf Dauer ihre Lebensgrundlagen, die ihre Basis in einer über Millionen von Jahren währenden Evolutionen haben.
Wir erleben zurzeit einen dramatischen Rückgang der Arten in Deutschland. Laut Bundesamt für Naturschutz ist jede dritte Art gefährdet. Betroffen sind vor allem Wildblumen, Insekten und damit auch Vögel. Ursachen des Artenrückgangs sind allerdings nicht nur technische Einrichtungen wie Straßen, Windräder oder Strommasten.
Ursache ist in erster Linie der Verlust bzw. die Zerschneidung von Lebensräumen und der Einsatz von Pestiziden. Mitglied im Verein „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ sind deutschlandweit aktuell 113 Kommunen, darunter auch die Landkreise Lüneburg, Göttingen und Fürstenfeldbruck.
Rede zum Antrag von Klaus Tormählen
Früher gehörten sie zum Landschaftsbild Schleswig-Holsteins wie das Meer: die wildbunten Blumenwiesen mit Arnika, Heide-Nelke, Tausendgüldenkraut, Klappertopf, Küchenschelle und vielen anderen. Heute muss man sie suchen: die Wildpflanzen mit schleswig-holsteinischen Wurzeln gibt es nur noch in winzigen Ecken des Landes.
In den vergangenen 40 Jahren haben sie zu häufig zu viel von absolut unverträglichem Dünger, wie beispielsweise Stickstoff, abbekommen. Deshalb haben sie sich nach und nach vom Acker bzw. von Wiesen und Weiden gemacht. Von allein finden Sie jetzt nicht mehr zurück. Dies ist ein Text der Stiftung Naturschutz, die den Pflanzen den Weg zurück ebnen möchte.
Wir können dies durch ein Signal des Kreistages unterstützen: Der Mitgliedschaft im Verein „Kommunen für biologische Vielfalt“. Gefährdet sind aber nicht nur Wildblumen. Auch Bäume wie Eschen und neuerdings Rosskastanien drohen aus der Landschaft zu verschwinden. Gefährdet sind vor allem Insekten und Vögel.
Was sagt die Zeitschrift SCHROT und KORN (nicht Bleischrot)? ARTENSTERBEN – Zuerst trifft es vor allem Insekten. Doch fehlen Bienen, Schmetterlinge und Fliegen, gerät die Nahrungskette in Gefahr: Pflanzen werden nicht mehr bestäubt, Vögeln fehlt die Nahrung – und früher oder später auch dem Menschen.
Eine Angabe Prozent des Rückgangs ist schwierig, aber laut Angaben unterschiedlicher Untersuchungsergebnisse sind grob gemessen zwei Drittel der Individuen vieler Arten verschwunden.
Bei den Vögeln kann man das Drama direkt beobachten: Sämtliche Schnäpper, die sich von fliegenden Insekten ernähren sind bei uns zuhause weg. Dazu viele andere, wie Feldlerche, Gelbspötter, Rebhuhn usw.
Was können wir tun? Wir brauchen als erstes eine Bestandsaufnahme und die Ursachenfindung. Dazu wären Kontakte zu den zuständigen Einrichtungen wie die Stiftung Naturschutz, aber auch zu den Naturschutzämtern in Flintbek und Bonn ein Weg. Das wäre möglicherweise noch aufzuarbeiten.
Nach Benennung der Sachlage müsste Aufklärung stattfinden. Die Verursacher wären möglicherweise bereit, etwas für den Artenschutz zu tun, wenn dafür ein Bewusstsein da wäre.
Der Kreis kann keine Verordnungen herausgeben, er kann aber Verstöße besser überwachen. Er kann auch über die Darstellung der Probleme Fachreferenten im Regionalausschuss hinzuziehen und damit das Bewusstsein schärfen helfen. Welche Ursachen können wir schon jetzt benennen?
Hauptursache des Artensterbens sind – und da sind sich alle Fachleute einig – der Verlust von Lebensräumen und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Lebensräume sind unter anderem die Randstreifen entlang der Felder. Durch die Flurbereinigung vor ca. 40 Jahren ist ein riesiger Verlust an Biotopen entstanden. Die wenigen Randbereiche mit Knicks und Vegetationsstreifen, die nachgeblieben sind, werden in der Regel kurz gehalten.
Zum Lebensraumverlust gehört auch das Herausputzen der Straßenränder. Längst ist er verschwunden, der Blütenreichtum entlang der Wege. Die Menschen können es nicht ertragen, wenn Steinklee und Wegwarte einen Platz bekommen. Sie nennen die Hochstauden schmutzig und fordern Sauberkeit. Politik und Straßenmeistereien gehen leider diesen Forderungen meist gerne nach.
Über die Notwendigkeit des Einsatzes von Pestiziden und zu viel Düngung ist gesprochen worden. Bei den Biobauern geht es ohne. Aber können diese die Welt ernähren? Diese Diskussion ist hier nicht zu führen. Dennoch sind die Pestizide der Hauptkiller vieler Kleinlebewesen und Wildpflanzen.
Zum Verlust der Lebensräume gehören auch die aus dem Boden schießenden Baugebiete auf der grünen Wiese bzw. dem Acker und der Straßenbau. Wir Menschen in Deutschland beschränken uns nicht auf das Notwendigste, sondern klotzen Beton in die Landschaft, wie nie zuvor. Wir fordern hemmungslos neue Straßen ohne uns zu beschränken und ahnen nicht, was auf uns dadurch zukommt.
Ich meine, wir müssen alle mitkämpfen für eine Rettung der Schöpfung, niemand kann sich da heraushalten, weil wir am Ende alle selbst betroffen sind.
Unser Antrag ist kein Lückenfüller und auch kein Schaufensterantrag. Unser Antrag ist ein Hilferuf.
Abstimmung
Ausschussverweisung: 20 Ja, 20 Nein, 2 Enthaltungen
Antrag: 8 Ja, 21 Nein, 13 Enhaltungen
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