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1. April: Gewinn oder Bedrohung?

Bericht Diskussionsveranstaltung „Der Wolf ist zurück“, Mölln, 1. April 2015

Veranstalter: Wahlkreisbüro Dr. Konstantin von Notz.

Es diskutierten:

  • Jens Matzen, Wolfsinformationszentrum Schleswig-Holstein
  • Sabine Bengtsson, Artenschutzexpertin und Naturreise-Veranstalterin
  • Dirk Hadendeldt, Wolfsbetreuer des Kreises Hzgt. Lauenburg
  • Rudolf Walch, Schäfer Lämmerhof Panten
  • Fritz Heydemann vom NABU-Landesvorstand

 
Mit 120 Gästen war das Grünen-Büro in der Möllner Marktstraße bis auf den letzten Stehplatz gefüllt – das Interesse vieler Anwohner, Landwirte und Jäger ist groß. Schließlich verbinden sich mit dem Thema des Abends, „Der Wolf ist zurück“, ganz unterschiedliche Assoziationen, von der Freude über ein zurückgekehrtes und faszinierendes Lebewesen bis zu uralten Ängsten vor dem mythischen Raubtier.

Der grüne Wahlkreisabgeordnete im Landtag, Burkhard Peters, gab einen Input zu den naturschutz- und tourismuspolitischen Schlussfolgerungen auf Landesebene.

Entsprechend aufgeregt war die Debatte der letzten Wochen geführt worden – nach gerissenen Schafen und Begegnungen mit einem nicht ganz so scheuen Jungtier bei Geesthacht und um Mölln. Anlass für Konstantin von Notz, Betroffene und Experten ins direkte Gespräch zu bringen. „Die Rückkehr des Wolfes ist erst mal ein Grund zur Freude. Die Artenvielfalt und halbwegs naturbelassene Landschaft ist eine Stärke unserer Region – wenn wir wieder mit ihr zu leben lernen“, betonte der grüne Bundestagsabgeordnete.

Darin waren sich auch die Fachleute, ob Naturschützer, Jäger oder betroffener Schäfer, einig. Allerdings mahnten sie einhellig an, die verbreiteten Ängste ernst zu nehmen, zugleich aber sachlich zu beantworten. „Denn mit dem Wolf ist es eigenartig: Von bissigen Hunden geht eine zigfach höhere Gefahr für Menschen, Weidetiere oder den eigenen Hund aus“, erläuterte NABU-Sprecher Fritz Heydemann. Das rechnete Jens Matzen vom Wolfsinformationszentrum Schleswig-Holstein noch einmal minutiös vor und stellte klar: „Wir behalten alle Fälle genau im Auge. Die ‚Bengeltruppe‘ der Jungtiere, die sich wohl auf einem Truppenübungsplatz an Nahrungsmittel und den Menschen gewöhnt hat, ist eine Ausnahme und selbst die sollten wir nicht dramatisieren.“ Auch ein Wolf der keine natürliche Scheu entwickelt hat, ist nicht automatisch aggressiv. Hier stimmen die entsprechenden Bundesländer gerade ihr weiteres Vorgehen ab.

Wolfsbetreuer und Jäger Dirk Hadenfeldt empfahl nach seiner Begegnung mit dem Einzeltier aus diesem Rudel: „Sollte es bei aller Unwahrscheinlichkeit doch dazu kommen, Ruhe bewahren, sich groß machen und langsam zurück ziehen.“ Hunde anleinen und nichts Essbares im Wald liegen lassen sind weitere Grundregeln.

Wie viel Aufklärung es hier noch bedarf, zeigten die zahlreichen Nachfragen aus dem Publikum. Sabine Bengtson bietet Naturreisen in Wolfsgebiete an und macht dabei sehr positive Erfahrungen. Eine offene und sachliche Auseinandersetzung verändert dabei viel: „Wir dürfen Wölfe weder romantisieren noch verteufeln, sondern müssen mit ihnen richtig umgehen. Das ist auch eine Chance für ein besseres Naturverständnis und einen nachhaltigen Tourismus in der Region. Schließlich gehen auch die Menschen in der Lausitz oder Polen weiter spazieren und Pilze sammeln.“

Seltene Begegnungen und manch gerissenes Tier gehören schlichtweg dazu – sie werden aber trotz des gesetzlichen Schutzes für den Wolf nicht dramatisch zunehmen. Dafür brauchen die Tiere zu viel Platz und sterben zu oft auf der Straße im dicht besiedelten Schleswig-Holstein. Nachdem das Land den Kreis zum Wolfsgebiet erklärt hat, gibt es im Schadensfall jedoch relativ einfach und rasch Entschädigungen und Hilfen für Schutzmaßnahmen, wie der Landtagsabgeordnete Burkhard Peters erklärte. Auch Rudolf Walch vom Lämmerhof Panten blieb gelassen: „Als Schäfer lebe ich von und in der Natur. Nach den Rissen haben wir dazu gelernt. Allgemein geht mehr Gefahr von Raubtieren aus, seien es Hunde, Marder oder Krähen. Das ist kein Grund zur Hysterie, wenn wir damit richtig umgehen.“

Konstantin von Notz freute sich abschließend über die intensive, aber faire Diskussion: „Wir werden weiter offen, aber ruhig auf die Sorgen aller Seiten eingehen. Hitzige Drohungen sind hier fehl am Platz und im Zweifel ein Fall für den Staatsanwalt – ob sie sich nun gegen die oftmals ehrenamtlichen Wolfsbeauftragten richten oder illegale Abschüsse angekündigt werden. Dieser Abend hat gezeigt, dass es auch anders geht.“

Hinweis:

Da viele Teilnehmer für Nachfragen und Hinweise eine Ansprechstelle wünschten, können Sie ggf. gern auf das Wolfsinformationszentrum SH mitsamt Kontaktdaten hinweisen:

Viele Teilnehmer wünschten sich eine Ansprechstelle für Nachfragen zum Umgang usw.

http://www.wolfsbetreuer.de/kontakt-1.html

wolfsbetreuer@remove-this.wildpark-eekholt.de

Montag bis Freitag (8:00 bis 16:00 Uhr); Telefon: 04327 – 99230

Hintergrund:

Ganz aktuell überschlugen sich die Pressemeldungen zu Wolfssichtungen im Herzogtum Lauenburg. Wie immer bei diesem Thema waren die Reaktionen gemischt bis teils alarmiert. Zum einen Freude darüber, dass sich unsere Wälder und Flüsse scheinbar soweit erholt haben, um für Tiere wie Bieber und Wolf wieder zu einem Lebensraum zu werden – was auch immer mehr Kur- und Feriengäste begeistert. Zum anderen sitzt die über Generationen übermittelte Angst vor dem Raubtier tief und entsprechend groß sind die Sorgen bei manch Anwohner, Hundehalterin oder Landwirt und der Jägerschaft.

Auf Einladung des grünen Wahlkreisabgeordneten im Bundestag und Moderator des Abends, Konstantin von Notz, kamen Experten, Schäfer und Anwohner ins Gespräch: Wie viele Wölfe leben in der Region? Wo kommen Sie her? Wie wahrscheinlich ist eine Begegnung für Mensch und Haustier mit einem Wolf? Wie verhält man sich in so einer Situation? Wie steht es um Entschädigungen für betroffene Vieh- und Schafshalter und welche Perspektiven ergeben sich für den regionalen Naturtourismus?

 

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