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21. Januar 2010: Leukämie – Fachleute weiterhin „ratlos“

Die von der Stadt Geesthacht, Elterninitiative, Umweltbeirat und BUND veranstaltete Bürgerversammlung zum Thema „Leukämie-Häufung" mit sechs wissenschaftlichen, medizinischen und juristischen Fachleuten lockte 150 Personen ins Geesthachter Rathaus. Inhaltlich ergab sich am Ende aber nichts Neues: Die Häufung der Leukämie-Fälle in der Umgebung der Kernkraftanlagen wird eindeutig bejaht, doch für die Ursachen hat niemand eine Erklärung. Das heißt: fast niemand. Der Kinderarzt und Vertreter der „Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW) Winfried Eisenberg (Foto) listete eine Reihe von Faktoren auf, die die Wahrscheinlichkeit von Leukämievorkommen bei Kindern in der Nähe von Atomkraftanlagen bekräftigten. Nach seinen Ausführungen gibt es bei Kindern eine besondere Strahlensensibilität. Wegen der durch ein schnelles Wachstum bedingten hohen Zellteilungsrate bestehe die Gefahr, dass in die Umwelt gelangte Partikel mit einem Strahlenpotential in die Substanz des kindlichen Körpers aufgenommen werden. Als möglichen Anlass nannte er bei Ereignissen wie Brennstabwechsel und Schnellabschaltung vorkommende Strahlenpeaks und über das Kühlwasser ins Freie gelangte Partikel wie Tritium.

Die Fachleute gingen auf die Erklärungsinitiative von Eisenberg nicht weiter ein. Im Gegenteil: Sie argumentierten, dass die Atomkraft auf keinen Fall Verursacher von Leukämie sein könne. Zentraler Einwand: Für eine Leukämie-Exposition müsste die Strahlungsdosis um den Faktor 1000 höher sein als bisher gemessen (Anmerkung von uns: Peaks werden nicht erfasst). „Woanders ist überall mehr Strahlung als in Krümmel", sagte Prof. Michel von der Strahlenschutz-Kommission (SSK) des Bundes. Immerhin widersprach hier Prof. Greiser, dass eine Strahlenspitze für die Auslösung von Leukämie ausreichen könne (und bestätigte damit die Befürchtung von Dr. Eisenberg). Statt Strahlung wollen die Wissenschaftler nach anderen Ursachen suchen wie Stromleitungen, Pestizidvorkommen, Flussnähe, Altlasten und eine Häufung sozial schwacher Familien (!). Greiser stritt auch für die These, dass das Leukämievorkommen bis zu 50 km im Umkreis von AKW signifikant sei. Doch auch dies wurde vom Vertreter der SSK bestritten (Einvernehmen herrscht hier nur bis 5 km). Die Fragen der besorgten Besucher der Veranstaltung signalisierten Unverständnis: Wie könne einerseits ein Untersuchungsergebnis einvernehmlich bestätigt, andererseits der logische Zusammenhang mit der Kernkraft aber geleugnet werden? Warum mache man eine so aufwendige Studie, um am Ende die Ergebnisse zu ignorieren? „Wir bitten um den Schutz der Kinder, nicht um den Schutz der AKWs", so eine Mutter der Elterninitiative. Das Resümee fast aller Fachleute: Wir müssen weitersuchen, Licht ins Dunkel bringen, Grundlagenforschung betreiben und ... Dazu ein passendes Zitat von Prof. Greiser: Es gebe eine „Paralyse durch Analyse": Immer neue Studien, aber keine Handlungen.

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